Berichte Februar 2022
Ein flächendeckendes Netz an Defibrillatoren
Die Stadt Zülpich sorgt für eine Verbesserung der Erstversorgung im Stadtgebiet und damit für eine sinnvolle Ergänzung zum kreisweiten Ersthelfer-Projekt „Corhelper“.
Es waren Bilder, die um die ganze Welt gingen! Beim Europameisterschaftsspiel gegen Finnland im vorigen Sommer kippte der dänische Fußballstar Christian Eriksen plötzlich und ohne erkennbaren Grund um. Eriksen, gerade einmal 29 Jahre alt, erlitt einen Herzstillstand. Er überlebte nur deshalb, weil er umgehend notärztlich versorgt werden konnte.
Ob beim Einkaufen, auf der Arbeit oder zu Hause – vergleichbare Situationen können überall passieren! Jederzeit! Wenn jemand einen Herzstillstand hat, ist schnelles Handeln wichtig. Die Minuten, bevor der Notarzt eintrifft, entscheiden über Leben und Tod der betroffenen Person. Ein erster wichtiger Schritt bei der Erstversorgung ist die Herz-Lungen-Wiederbelebung, mit der Patienten reanimiert werden können. Bei Herzrhythmusstörungen ist der Zugriff auf einen sogenannten automatisierten externen Defibrillator, kurz AED, essentiell. Durch dessen Einsatz erhöhen sich die Chancen, dass der Patient überlebt, deutlich.
Parallel zu den Bestrebungen in einzelnen Ortsteilen durch engagierte Bürgerinnen und Bürger hat sich Bürgermeister Ulf Hürtgen dafür eingesetzt, dass flächendeckend im gesamten Stadtgebiet Zülpich rund um die Uhr öffentlich zugängliche Defibrillatoren platziert werden. Mit diesem Vorschlag war er auch bei den Mitgliedern des Rates der Stadt Zülpich auf Zustimmung gestoßen. Die Anschaffung der Geräte konnte jetzt mit finanzieller Unterstützung der Firma „F&S concept“ aus Euskirchen realisiert werden. Als Kooperationspartner fungieren die Zülpicher Feuerwehr und der DRK-Ortsverein Zülpich bei diesem Projekt. Die Geräte sind speziell für die Anwendung durch Laien konzipiert worden und unterstützen die Reanimation durch akustische und optische Signale sowie gesprochene Anweisungen. Die Standorte der Geräte in den Ortsteilen wurden in Abstimmung mit den jeweiligen Ortsvorstehern ausgewählt. Sie sind außerdem als so genannte Rettungspunkte bei der Rettungsleitstelle hinterlegt.
„Mir ist keine Kommune im Kreis Euskirchen bekannt, die über ein ähnlich flächendeckendes Netz an Defibrillatoren verfügt“, sagte Bereichsleiter Thomas Heinen vom DRK-Kreisverband Euskirchen beim Ortstermin am Feuerwehrgerätehaus in Ülpenich. „Vielleicht kann Zülpich hier als gutes Beispiel für andere Kommunen dienen.“
Mit dem flächendeckenden Netz an Defibrillatoren im gesamten Stadtgebiet wird das im vorigen Jahr im Kreis Euskirchen initiierte „Corhelper“-Projekt nun in Zülpich und seinen Ortsteilen sinnvoll ergänzt. „Corhelper“ ist ein Smartphone-basiertes Alarmierungssystem für Ersthelferinnen und Ersthelfer. Im Falle eines Notfalls werden über die App zeitgleich mit der Notarztalarmierung auch qualifizierte Ersthelfer von der Leitstelle benachrichtigt. Die App greift dabei auf registrierte Helfer in nächster Nähe beziehungsweise in der Reichweite des Notfalls zurück, die dann die Erstversorgung vornehmen können bis der Rettungsdienst eintrifft.
Erfreulicherweise sind bereits engagierte Zülpicherinnen und Zülpicher als Corhelper registriert. Es wäre toll, wenn noch mehr Menschen dieses sinnvolle Projekt durch ihre Registrierung unterstützen.
Für Bürgermeister Ulf Hürtgen sind beide Projekte – das flächendeckende Defibrillatoren-Netz und die „Corhelper“-App – im wahrsten Sinne des Wortes Herzensangelegenheiten: „Wir erreichen damit eine erhebliche Verbesserung der Erstversorgung im gesamten Stadtgebiet“, so Hürtgen. „Wenn auf diese Weise nur ein Menschenleben in Zülpich gerettet werden kann, dann hat sich das schon gelohnt.“
Nachfolgend die Übersicht aller Standorte im Stadtgebiet Zülpich, an denen die Defibrillatoren in nächsten Tagen – falls noch nicht geschehen – angebracht werden.
Foto: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa , Graphik und Bericht: Stadt Zülpich
Stadt Zülpich erhält 25 öffentlich zugängliche
Defibrillatoren für das gesamte Stadtgebiet
DRK Ortsverband übernimmt die Wartung – Bürgermeister Ulf Hürtgen: „Ich hatte von der F&S-Geschäftsführung innerhalb von ein paar Minuten die Zusage für das Sponsoring“
Zülpich – „Dank eines Sponsors können wir in allen Ortsteilen unserer Stadt öffentlich zugängliche Automatisierte Externe Defibrillatoren installieren“, freute sich Ulf Hürtgen, Bürgermeister der Stadt Zülpich, jetzt bei der Vorstellung von 25 neuen AEDs, wie die potenziell lebensrettenden und auch von Laien bedienbaren Geräte in Kurzform heißen. Möglich wurde die flächendeckende Bereitstellung der Geräte durch die Euskirchener Projektentwicklungsgesellschaft F&S concept. „Nach einem kurzen Anruf bei F&S, hatte ich innerhalb von ein paar Minuten die Zusage, dass man die Kosten für die Anschaffung der AEDs samt Installation übernehme“, so Hürtgen.
Danach habe der Bürgermeister gemeinsam mit den Ortsvorstehern und der Feuerwehr nach den optimalen Standorten für die Defibrillatoren gesucht. „Da die Feuerwehrgerätehäuser ohnehin zumeist zentral liegen, waren sie vielfach der beste Platz für so ein Gerät. In einigen Orten hingegen waren es die Kirchen.“ Derzeit informiere man die Bevölkerung, wo sich die AEDs befänden. Hürtgen: „Uns war es sehr wichtig, dass wir einheitliche Geräte erhalten, denn der Ortsverband des DRK hat sich bereiterklärt, die Wartung der Defibrillatoren zu übernehmen sowie Schulungen anzubieten.“
Thomas Heinen, DRK-Bereichsleiter Einsatzdienste: „Da wir beim DRK dieselben Geräte in den Schulungen nutzen, wie sie jetzt im Stadtgebiet von Zülpich installiert werden, ist das geradezu ideal.“ An jedem AED-Standort finde man auch die Geo-Koordinaten, die man bei Entnahme des Geräts an die Leitstelle übermittle. Von dort würden diese sogleich automatisch in das Navigationsgerät des entsandten Rettungsfahrzeugs eingelesen, so dass im Notfall weitere wertvolle Zeit eingespart werde.
„Die AEDs befinden sich in Außenschränken, die beleuchtet und beheizt sind, damit man sie auch bei Nacht rasch findet und man Frostschäden ausschließen kann“, so Heinen weiter. Alle drei Jahre würden die Geräte an den Hersteller zwecks Generalüberholung zurückgesandt. „Darüber hinaus werden sie nach jedem Einsatz kontrolliert und geprüft“, versprach Heinen. „Wir möchten auch gern für jedes Gerät zwei Paten ausbilden, die sich besonders um die AEDs kümmern“, führte Patrick Dost weiter aus, der beim DRK für Aus- und Weiterbildung zuständig ist.
„Mit den 25 neuen AEDs haben wir insgesamt 60 Defibrillatoren in der Stadt Zülpich“, so Bürgermeister Hürtgen, der das Projekt am Feuerwehrgerätehaus Ülpenich vorstellte, wo bereits ein AED installiert ist. Denn selbstverständlich würden auch viele Unternehmen und öffentliche Einrichtungen solche Notfallgeräte vorhalten. Thomas Heinen fügte hinzu: „Diese Dichte an Defibrillatoren für eine Kommune dürfte im Kreis Euskirchen einzigartig sein.“
Jan Radermacher, Prokurist bei F&S concept: „Unser Unternehmen arbeitet bereits seit Jahrzehnten mit der Stadt Zülpich zusammen. Wir sind froh, dass wir mit dieser Aktion auf breiter Front allen Ortsteilen helfen können.“ Ausschlaggebend für das Sponsoring sei vor allem gewesen, dass es hier um die Rettung von Menschenleben gehe. – „Dabei war es uns wichtig, dass wir nicht nur eine kleine Gruppe an Bürgern unterstützen, sondern quasi die gesamte Bevölkerung, denn jeder kann eines Tages zum Notfall werden. Und dann ist es gut, wenn ein AED in der Nähe ist“, fügte Thorsten Volkmann, ebenfalls Prokurist bei F&S, hinzu.
Insgesamt hat das Unternehmen F&S concept 42.000 Euro für die Anschaffung und Installation der 25 Defibrillatoren zur Verfügung gestellt. „Dafür möchten wir uns ganz herzlich bedanken“, sagte Bürgermeister Hürtgen. Und der Ülpenicher Ortsvorsteher Helmut Fischer ergänzte: „Das gibt uns ein sicheres Gefühl.“
Besonders begrüßte der Bürgermeister auch die Corhelper-Initiative des Kreises Euskirchen, zu der mittlerweile rund 600 potenzielle Lebensretter gehörten, die den Rettungsdienst unterstützten. „Auch in unserer Stadt lassen sich viele Bürgerinnen und Bürger zu Corhelpern ausbilden. Da ist es umso besser, wenn diese Ersthelfer im Notfall auch immer ein AED in der Nähe vorfinden.“
Ein Automatisierter Externer Defibrillator kann in etwa 80 Prozent der Fälle bei Kammerflimmern des Herzens durch gezielte Stromstöße das Flimmern unterbrechen und somit die normale Herzfunktion wiederherstellen. In 85 Prozent aller plötzlichen Herztode liegt anfangs ein Kammerflimmern vor. Mit jeder Minute Kammerflimmern sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um bis zu zehn Prozent. Somit kann ein AED Leben retten, bis der Rettungsdienst eintrifft und die Versorgung übernimmt, denn das Gerät ist auch für Ungeschulte einfach bedienbar und gibt dazu sprachliche Anweisungen, was zu tun ist.
Foto: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa , Graphik: Stadt Zülpich, Bericht: Redaktion epa
Eine Auflistung der öffentlich erreichbaren Defibrillatoren im Stadtgebiet Zülpich ist zu finden auf dieser Seite...
600 Ersthelfer unterstützen den Rettungsdienst
Ein Jahr nach der Einführung der Corhelper-App zieht der Kreis Euskirchen Bilanz. Demnach haben 600 Ersthelferinnen und Ersthelfer in 164 Einsätzen die Rettungskräfte unterstützt und mehreren Menschen das Leben retten können. Landrat Ramers freut sich über die große Hilfsbereitschaft.
Laut ihm wäre es bereits ein Erfolg gewesen, wenn nur ein einziges Leben durch die App gerettet worden wäre. Dass es jetzt so viele geworden sind, beeindruckt ihn. Bei der Corhelper-App können sich Geschulte als Ersthelfer anmelden. Geht ein Notruf ein, der auf einen Herz-Kreislauf-Stillstand hinweist, alarmiert die Leitstelle den Ersthelfer automatisiert parallel zum Rettungsdienst. Die Corhelper-App sucht bei einer Alarmierung nach drei Ersthelfern in einem Radius von 100 Metern zum Notfallort. Hält sich kein Ersthelfer in dem Bereich auf, wird der Radius automatisch bis zu vier Kilometern erweitert. Entscheidend ist nämlich der Faktor Zeit bei einem Herzinfarkt. Da der Rettungsdienst im Durchschnitt acht bis zwölf Minuten bis zum Einsatzort braucht, kann die Unterstützung eines Ersthelfers lebensrettend sein.
Bericht: Radio Euskirchen | Foto: Dieter Kabatnik nach einer Idee von Julia Dahmen, Radio Euskirchen
Rund 600 Ersthelfer unterstützen mittlerweile
den Rettungsdienst
Ein Jahr „Corhelper“: In 164 Einsätzen mehrere Menschen vor dem Tod bewahrt
Kreis Euskirchen – Rund 600 Ersthelfer, die bisher in 164 Fällen zum Einsatz gekommen sind und mehreren Menschen das Leben retten konnten: Das ist die Bilanz ein Jahr nach Einführung der Ersthelfer-App im Kreis Euskirchen. „Wenn wir nur ein einziges Leben hätten retten können, wäre es schon ein Erfolg gewesen. Dass es so viele geworden sind, freut mich umso mehr“, sagt Landrat Markus Ramers. „Mich beeindruckt vor allem, dass sich in so kurzer Zeit 600 potentielle Lebensretter gemeldet haben. Das zeigt, dass Hilfsbereitschaft und Solidarität hier großgeschrieben werden.“
Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt jede Sekunde. Um die Zeit zwischen der Alarmierung und dem Eintreffen des Rettungsdienstes – das so genannte therapiefreie Intervall – zu überbrücken, gibt es im Kreis Euskirchen seit Februar 2021 die Ersthelfer-App „Corhelper“, bei der sich Interessierte als Ersthelfer registrieren können. Das Prinzip ist einfach: Wer helfen möchte, lädt die App aus den bekannten Stores auf das Smartphone. Nach Überprüfung der Voraussetzungen und einer Schulung erfolgt die Freischaltung.
„Kommt es zu einer Notfallmeldung über den Notruf 112, der auf einen Herz-Kreislauf-Stillstand hinweist, alarmiert die Rettungsleitstelle den Ersthelfer automatisiert parallel zum Rettungsdienst“, erklärt Martin Fehrmann, der Abteilungsleiter Gefahrenabwehr bei der Kreisverwaltung. „Nimmt der Ersthelfer die Alarmierung an, leistet er so lange Erste Hilfe und leitet Wiederbelebungsmaßnahmen ein, bis der Rettungsdienst eintrifft.“ Die registrierten Ersthelfer seien dabei formal kein Bestandteil des öffentlichen Rettungsdienstes, sondern agierten unterstützend.
In 164 Fällen seien sie im vergangenen Jahr zum Einsatz gekommen, durchschnittlich etwa jeden zweiten Tag. „Das zeigt, wie wertvoll diese Unterstützung ist“, so Fehrmann. „Bei einem Herzinfarkt ist der Faktor Zeit entscheidend. Und da der Rettungsdienst im Durchschnitt acht bis 12 Minuten bis zum Einsatzort benötigt, kann die Unterstützung durch einen Ersthelfer in der Nachbarschaft die kritische Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes überbrücken. Und damit Leben retten.“
Ist eine Wiederbelebung erforderlich, kämen möglicherweise sogar zwei Ersthelfer zum Einsatz. Während einer zum Notfallort eile und Erste Hilfe leiste, bringe ein zweiter Helfer einen „Defi“ (Automatisierter externer Defibrillator/AED) zum Patienten. Diese Geräte seien häufig in einem Feuerwehrgerätehaus oder einem andere öffentlich zugänglichen Gebäude vorhanden. Auch das laufe automatisch über die App, die den Helfer zum Defi-Standort und anschließend zum Patienten navigiere.
Die CorHelper-App suche bei einer Alarmierung grundsätzlich nach drei Ersthelfern in einem Radius von 100 Metern zum Notfallort. Halte sich kein Ersthelfer in diesem Bereich auf, werde der Radius automatisch bis zu vier Kilometern erweitert. Der Ersthelfer erhalte einen Alarm aufs Smartphone, den er annehmen oder ablehnen könne. „Und niemand hat irgendwelche Konsequenzen zu fürchten, wenn der Einsatz nicht wahrgenommen werden kann. Die Bereitschaft zur Mitwirkung als Ersthelfer ist freiwillig“, so Fehrmann.
Wer sich als Ersthelfer registrieren möchte, muss volljährig sein, einen Erste-Hilfe-Lehrgang im Umfang von mindestens neun Unterrichtseinheiten innerhalb der letzten 24 Monaten absolviert haben und an einer Erstunterweisung des Kreises Euskirchen teilnehmen. Martin Duske von der Abteilung Gefahrenabwehr des Kreises resümiert: „Wir sind sehr zufrieden mit der Zahl der bereits registrierten Ersthelfer seit Projektstart im Februar 2021. Aber über weiteren Zuwachs würden wir uns natürlich sehr freuen.“ Ziel ist es, wie Landrat Markus Ramers betont, auf einen Pool von rund 1300 bis 1500 Ersthelfer zurückgreifen zu können.
Er begrüßt insbesondere, dass das Corhelper-Projekt nicht nur im Kreis Euskirchen eingeführt wurde, sondern unter dem Motto „Region Aachen rettet“ auch in den Kreisen Düren und Heinsberg sowie in der Stadt und der Städteregion Aachen. „Das ist ein starker Verbund und es führt dazu, dass Ersthelfer – egal wo sie registriert sind – in der gesamten Region zum Einsatz kommen können.“
Foto: Wolfgang Andres, Kreisverwaltung Euskirchen Bericht: Redaktion epa
Dieser Bericht erschien ebenfalls am 24.02.2022 im Euskirchener Wochenspiegel.
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